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Sonntag, 17.09. La Seu d' Urgell - Gombrèn:

Entgegen meinen Befürchtungen ließ der Verkehr in der Nacht auf der benachbarten Straße doch deutlich nach, so dass der Lärmpegel erträglich war. Um sechs Uhr bimmelt der Wecker, am Himmel funkeln die Sterne - ein gutes Zeichen!

Heute habe ich ein strammes Programm auf der Tagesordnung: die Serra de Cadi ruft! In der Frühe ist es noch kühl aber auch sehr ruhig auf der Straße. Ich radele durch die noch schlafende Stadt, passiere das Gelände der olympischen Kanuwettbewerbe und verlasse das Tal auf einer langsam ansteigenden Nebenstraße. Dabei wird mir zunehmend warm. Die stärker werdende Sonne und die steiler werdende Straße leisten ihren eigenen Beitrag dazu.

Nachdem ich einige Dörfer passiert habe, erreiche ich den Wald. In vielen Kurven führt das Sträßchen durch eine verschachtelte und topographisch undurchsichtige Landschaft stetig aufwärts. Verkehr gibt es hier kaum. Kurz bevor ich die Anhöhe erreiche, komme ich an einen Aussichtspunkt, der seinesgleichen sucht. In einem beeindruckenden 270 ° Panorama reicht der Blick über das Tal von La Seu über Andorra bis zum gesamten östlichen Pyrenäenkamm am Horizont. Ich genieße lange die Aussicht und mache viele Fotos. Das Wetter hat sich stabilisiert, der Himmel zeigt sich von seiner freundlichen Seite.

Kurz nachdem ich die Höhe erreicht habe, passiere ich das kleine Bergdorf Araén. Ich überquere den nach Westen abfallenden Rücken der Serra de Cadi und werde mit einem weiteren atemberaubenden Panorama konfrontiert: hoch über dem Tal des Riu de Lavansa schwenkt der Blick über die südlich anschließende Bergkette im weiten Bogen bis zur Gipfelregion der Serra de Cadi. Eingebettet in diese grandiose Landschaft liegt an markanter Stelle das Dorf Fórnols.

Es folgt die Abfahrt in das Tal des Riu de Lavansa und der anschließende erneute Anstieg flussaufwärts durch das enge und steile Tal bis Tuixen. Hier zweige ich ab und fahre das einsame Seitental weiter steil aufwärts, bis ich das auf einem Hügel inmitten des Tales hoch thronende Dorf Josa del Cadi erreiche. Die Kulisse der grandiosen Berglandschaft und die spektakuläre Lage des Dorfes beeindrucken mich.

Auf einer Wiese unterhalb der kleinen Eremitage am Hang mache ich eine ausgedehnte Pause und freue mich, dass es selbst hier oben in einer Höhe von 1430 m angenehm warm in der Sonne ist.

Die Straße verläuft oberhalb von Josa weiter durch ein Trockental aufwärts und zieht sich schließlich in Serpentinen steil bis zum Pass Coll de Josa (1630 m) hinauf. Bei der Abfahrt nach Gósol taucht im Osten der markante Felsgipfel der Pedraforca auf.

In Gósol herrscht nach der Ruhe des bisherigen Tages ein verhältnismäßig reger Verkehr. Von Gósol umfahre ich die Pedraforca entlang ihrer Südflanke und überquere dabei einen weiteren kleinen namenlosen Pass. Zu meiner Verwunderung zieht die Straße hinter Saldes noch einmal für etwa fünf Kilometer leicht aufwärts, bevor sie endlich in steilen engen Kurven ins Tal des El Lobregat hinabführt.

Die letzten Kilometer zu meinem geplanten Etappenziel La Pobla de Lillet verlaufen fast ohne Steigung flussaufwärts. Der in der Karte dargestellte Campingplatz liegt leider nicht im Ort, sondern an der Straße, wo ich etwa eine halbe Stunde zuvor entlang gefahren bin. Zurückfahren habe ich jetzt keine Lust mehr.

Obwohl es schon spät geworden ist, lege ich noch einmal einen Zahn zu, um einen weiteren Pass zu überqueren. Die Straße ist teilweise rau und führt in vielen engen Kurven durch Kiefernwald auf und ab dem Pass entgegen.

In der tief stehenden Abendsonne erreiche ich den Coll de Merolla (1090 m). Die letzte Abfahrt des heutigen Tages macht Laune: viele Kurven, mäßiges Gefälle und kein Verkehr sorgen für eine entspannte Talfahrt. Kurz hinter Gombrèn gibt es einen Campingplatz, den ich ohne zu zögern ansteuere. Zeltaufbau und Kochen findet heute mal wegen der fortgeschrittenen Zeit im Licht der Taschenlampe statt.

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