Zurück Weiter
vorherige Etappe nächste Etappe

Samstag, 16.09. Sort - La Seu d' Urgell:

Die Nacht war ruhig und der Morgen begrüßt mich mit dem vertrauten zaghaften Tröpfeln auf dem Zeltdach. Das hatte ich so nicht eingeplant! Bevor wieder alles nass wird, packe ich schnell die Sachen zusammen und ziehe mich zum Frühstück auf die überdachte Terrasse eines zurzeit nicht belegten Bungalows zurück.

Gegen 10 Uhr scheint es sich zunächst ausgeregnet zu haben, und ich wage den Start zum nächsten Pass. Zunächst besorge ich mir im Ort einige Brötchen für die Tour. Vor der in ganz Spanien legendären Lotteriebude von Sort steht eine lange Menschenschlange, die bis weit auf die Straße reicht. Hier wurden auffällig viele Lose verkauft, die den Käufern ansehnliche Gewinne bescherten. Das spricht sich schnell rum, nun stehen die Kunden Schlange auf der Suche nach dem großen Glück. Sogar ein Fernsehteam ist heute vor Ort und filmt den ungewöhnlichen Menschenauflauf.

Ob das Team auch Lose kauft, kann ich nicht mehr sehen, denn für mich geht es nun aufwärts. Am Himmel sieht es so aus, als würde es bald zu regnen beginnen. Bei mageren 13°C fällt es mir schwer zu glauben ich sei in Spanien. Die Straße in Richtung Coll del Cantó ist leider auch stark ausgebaut und zieht mit einer kontinuierlichen Steigung von etwa 7 % hinauf nach Vilamur, dem ersten Dorf im Hochtal.

Hier lässt die Steigung etwas nach und bis Llagunes geht es mit nur wenigen Höhenmetern weiter voran. Der Verkehr ist auffällig stark, die Lotteriebude in Sort scheint eine der Ursachen dafür zu sein. Insbesondere die Fraktion der Motorradfahrer macht sich leider mal wieder durch Lärm, überhöhtes Tempo und riskante Fahrweise wenig Freunde auf der Piste.

Gegen Mittag erreiche ich die Passhöhe des Coll del Cantó (1725 m). Hier ist es zum Glück nicht ganz so kalt wie am Vortag. Der Blick reicht weit vom Pass bis hin zur Serra de Cadi mit ihrem markanten Kalkrücken. Da sich der Himmel von Nordwesten verfinstert, ziehe ich es vor, die Abfahrt ins Tal des El Segre zu beginnen.

Die ersten Kilometer abwärts haben nur wenig Gefälle, an einer Talquerung gibt es sogar eine kurze heftige Gegensteigung. Die letzten Kilometer der Abfahrt führen dagegen steil und kurvenreich in das Tal hinab. Unten ist es angenehm warm. Bis La Seu d'Urgell muss ich allerdings drei Kilometer auf der stark befahrenen Nationalstraße fahren.

In La Seu werde ich sogleich mit einer für Reisende ziemlich lästigen Eigenart der Spanier konfrontiert: es ist Siesta, alles ist dicht! La Seu hat eine schöne kleine Altstadt mit historischer Bausubstanz. Auf einem mit Platanen beschirmten Platz suche ich mir eine Bank und mache ebenfalls eine ausgedehnte Siesta.

Als die Geschäfte wieder öffnen, besorge ich mir Proviant für den Abend und den kommenden Tag. Leider hat der einst in La Seu existierende Campingplatz offenbar bereits vor einigen Jahren seinen Betrieb eingestellt. Das Gelände sieht aus wie eine vom Urwald zurück eroberte Tempelanlage.

Aber der nächste Campingplatz ist nicht weit, auf dem Weg in die Stadt bin ich schon dort vorbei gefahren. In drei Kilometer Entfernung gibt es direkt neben der lauten Nationalstraße einen komfortablen Platz, auf dem ich absteige.

zurück zum Seitenanfang


Zurück Weiter
vorherige Etappe nächste Etappe