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Dienstag, 12.09. Tarascon - Seix

In aller Frühe werde ich wach, der Himmel ist sternenklar. Es ist allerdings ziemlich kühl geworden und alles ist nass. Die Sonne wird erst spät hinter den hohen Bergen empor steigen und alles wieder trocknen. Darauf möchte ich nicht warten, daher packe ich die nassen Klamotten zusammen und starte früh.

Nach einem kurzen Intermezzo auf der Route Nationale biege ich ab auf die wenig befahrene Nebenstraße, die hinauf führt zum Col de Port. Der erste Teil der Passrampe ist nicht ganz ohne, über mehrere Kilometer steigt die Straße mit 7-8% Steigung an. Dabei wird mir schnell warm, obwohl das Wetter wegen der vielen Wolken über den Bergen nicht mehr so gut ist wie an den Vortagen. Im Schatten ist es noch frisch, aber die Luftfeuchtigkeit ist hoch, und mir läuft der Schweiß in Strömen aus den Poren.

Auf den letzten Kilometern hinauf zur Passhöhe lässt die Steigung auf harmlose 3-4% nach. Vom Col de Port (1250 m) reicht der Blick weit zurück ins Ariége-Tal und die dahinter liegenden Bergketten der Pyrenäen, die sich jetzt wegen dem diesigen Licht sehr schön in der Tiefe staffeln. Hier oben mache ich eine lange Pause.

Eine verträumt wiederkäuende Kuh hat den Anschluss an ihre Herde verloren. Als sie bemerkt, dass ihre Kolleginnen schon weiter gezogen sind, galoppiert sie im gestreckten Galopp den steilen Hang hinab, um wieder zur Herde aufzuschließen. Hoppla, das ist wohl etwas zu flott, die arme Kuh rutscht auf dem feuchten Gras aus und rutscht ziemlich verdutzt auf dem Bauch viele Meter die steile Wiese abwärts. Diese unfreiwillige akrobatische Einlage erheitert mein Gemüt.

Ähnlich lustig geht es gleich darauf weiter, als der imposante Bulle der Herde mitten auf der Straße stehen bleibt und offenbar wenig Motivation verspürt weiter zu gehen. Ein schicker Mercedes-Sportwagen mit Yuppi und Blondchen steht unvermittelt dem imposanten Bullen Auge in Auge gegenüber. Den Bullen scheint das überhaupt nicht zu beeindrucken, er rührt sich keinen Zentimeter vom Fleck. Schließlich müssen Yuppi und Blondchen das Hindernis in weitem Bogen umfahren. Allerlei Kurzweil erlebe ich hier oben.

Bald folgt jedoch der schönste, aber leider auch der kürzeste Teil bei Passfahrten, die Abfahrt! Kurvenreich führt die Straße durch Wald viel zu schnell nach Massat hinab. Ich halte mich dort nicht lange auf, sondern zweige am Ortsausgang gleich auf die schmale Straße zum Saraillé Pass hinauf.

Das war eine gute Idee, denn die Straße ist vom Feinsten. Der Weg ist so gut wie nicht befahren und führt kurvenreich in stetem auf und ab durch Wald, Obstwiesen und vorbei an kleinen Weilern in Richtung Pass hinauf. Der Col de Saraillé (942 m) selbst steckt im Wald, so dass ich von dort keine Aussicht habe.

Die anschließende Abfahrt führt mich noch einige Kilometer durch den Wald, bevor ich oberhalb des Ortes Cominac eine almartige Landschaft mit ausgedehnten Wiesen erreiche. Im Hintergrund ragen die Pyrenäen hoch empor.

Die Abfahrt von Cominac ins Tal nach Oust ist lang und steil und dazu sehr kurvenreich, so dass ich viel bremsen muss. Früh am Tag erreiche ich mein heutiges Etappenziel Seix.

Für einen weiteren Pass ist es mir schon zu spät, daher bleibe ich hier auf dem Campingplatz. Es ist allerdings nicht mehr viel los in Seix. Ich lungere im beschaulichen Dorf herum und besorge etwas Proviant für den Abend. Beim abendlichen Kochen beginnt es leider wieder zu regnen. Auf dem Campingplatz gibt es jetzt aber zahlreiche überdachte Sitzplätze von Dauercampern, die im Moment nicht bewohnt sind. Folglich kann ich doch bequem im Trockenen kochen und essen.

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