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Donnerstag, 07.09. Le Rozier - Millau - Le Rozier:

Le Rozier ist ein weiterer angenehmer Standort im Tarntal für eine schöne Tagestour in das Umland. Philippe hat es auch nicht eilig, daher bleiben wir einen weitern Tag am Tarn.

Am frühen Morgen ist es diesig und leicht bewölkt. Davon lasse ich mich aber nicht beeindrucken, sondern starte gleich nach dem Frühstück hinauf in Richtung Causse Noir. Hinter dem Zwillingsort von Le Rozier, Peyrelau, auf der anderen Seite des Jonte, zieht die Straße mit gleichmäßiger und relativ harmloser Steigung durch Weiden und Wald aufwärts. Die Strecke ist sehr schön, hier ist nicht viel Verkehr, und es gibt einige tolle Aussichtspunkte in das Jontetal.

Rund 500 Höhenmeter über dem Jonte erreiche ich die Hochfläche des Causse Noir. Der Causse Noir sieht völlig anders aus als der benachbarte Causse Méjean: die Hochfläche ist geprägt von ausgedehnten lichten Kiefernwälder, die mit einigen kargen Weiden durchsetzt sind. Die Topografie ist auffallend bewegt, ständig führt die Straße in vielen Windungen auf und ab. Nach einigen Kilometern erreiche ich am Südrand des Causse das Felsenmeer Chaos de Montpellier-le-Vieux. Diese bizarre Felsszenerie ist allerdings touristisch intensiv erschlossen. Es gibt ein Kassenhäuschen mit deftigen Eintrittspreisen, eine Rundfahrtstrecke und für die Fußfaulen sogar eine Bimmelbahn, mit der man unter fachkundiger Führung die besonderen Attraktionen des Felsenmeeres abgrast.

Mir steht heute nicht der Sinn nach soviel Trubel, ich will radeln und habe noch einige Kilometer vor mir. Also mache ich kehrt und bleibe einige Kilometer oben auf der Hochfläche, bevor ich oberhalb von Millau den westlichen Rand des Causse Noir erreiche.

Gespannt und neugierig schweift mein Blick in die diesige Ferne, und am Horizont wird die atemberaubende Hängebrücke hoch über dem Tarntal erkennbar. Die bislang höchste Brücke der Welt verläuft in einer Höhe von atemberaubenden 270 m über dem Tarn und verbindet, vereinfacht gesagt, Paris mit dem Mittelmeer.

Brücken in eindrucksvollen Naturlandschaften beäuge ich in der Regel eher mit Argwohn als mit Euphorie. Diese Brücke schafft es aber, mir ihren nicht zu leugnenden ästhetischen Reiz zu vermitteln. Architektonisch setzt dieses Bauwerk zweifellos einen sehr markanten Akzent, mal ganz abgesehen von der damit gewonnenen Verkehrsentlastung in der Stadt Millau - gut gemacht Mr. Foster!

Ich bin oben, Millau liegt unten. Das heißt, es erwartet mich eine rauschende Abfahrt! Mit nur wenig Tagesgepäck kann ich es richtig laufen lassen. Viel zu schnell bin ich unten nahe der Mündung des Dourbie in den Tarn angelangt. In die Stadt zu gehen habe ich keine Lust, stattdessen biege ich gleich links ab und folge dem Dourbie flussaufwärts.

Bereits wenige Kilometer hinter Millau wird es wieder ruhiger auf der Straße. Radeln ist ein Genuss: der Fluss ist glasklar, Wald und Felsen säumen die Hänge des Tales, die Steigung ist kaum wahrnehmbar. So komme ich flott voran. Rund 20 km später zweigt eine kleine Straße nach links ab, die wieder hinauf auf den Causse Noir führt. Diese Bergstraße habe ich ganz für mich allein. Bei angenehmer Steigung von höchstens 6 % erreiche ich nach einigen Kurven wenig später wieder die Hochfläche.

Im kleinen verschlafenen Dorf Revens gönne ich mir auf einer Bank neben der Kirche im Schatten eine lange Mittagspause. Danach ist meine Packtasche leer gefuttert. Bis Lanuéjols geht es auf der kargen Hochfläche ohne große Höhenunterschiede flott voran. Im Ort gibt es überraschenderweise einen kurzen aber steilen Anstieg, der mein Blut noch mal in Wallungen bringt.

Hier oben lässt sich sehr schön die geologische Grenze zwischen der kargen Karsthochfläche der Causses und der waldreichen bergigen Landschaft der benachbarten Cevennen wahrnehmen. Bis Meyrueis ist es nun nicht mehr weit. Eine flotte Abfahrt bringt mich schnell hinab in den beschaulichen Ort am Jonte.

Die Tour durch das Tal des Jonte abwärts geht locker vonstatten, das Gefälle ist nicht steil. Kurz vor dem Aussichtspunkt zur Beobachtung der zahlreichen Geier steigt die Straße sogar noch einmal aufwärts. Ansonsten hat das Tal mit seinen wald- und felsreichen Hängen eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Tarntal.

Der Himmel hat sich zwischenzeitlich ziemlich zugezogen. Kurz nach meiner Rückkehr zum Campingplatz bringt ein Wärmegewitter angenehme Frischluft ins Tal.

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