Korsika - Mit dem Rad durch das Gebirge im Meer
Spektakuläre Küste und einsame Bergsträßchen

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6. Etappe (Samstag, 06.09.200): Bocognano - Col de Scalella - Bastelica - Cauro - Petreto Bicchisano - Propriano
(Distanz: 95 km; Fahrzeit: 7 Stunden)

6. Etappe: Bocognano - Propriano

Am Morgen sieht die Welt wieder heil aus. Ich verlasse früh dieses unwirtliche Etablissement und arbeite mich auf einsamer Strasse durch dichten Wald aufwärts. Wie es weiter geht, ist mir selbst nicht ganz klar. In Bocognano wies ein Schild darauf hin, dass diese Strasse nicht mehr befahrbar sei. Da ich keiner Menschenseele begegne, bekomme ich Zweifel, ob mein Entschluss richtig war. Irgendwann endet in der Tat die Strasse, von nun an führt nur noch ein schlaglochreicher grob geschotterter "Karrenweg" weiter steil aufwärts. Horden von verwilderten Schweinen sind ab nun meine ständigen Begleiter. In wilder Panik suchen sie das Weite, wenn ich auftauche. Offenbar sind die Schweine hier oben normalerweise allein. Die Fahrt ist beschwerlich, aber im kleinsten Gang mit viel Fingerspitzengefühl ist auch diese Piste befahrbar und ich komme bei bestem Wetter langsam aber sicher höher und höher.

Nach einigen rauen Kilometern erreiche ich die asphaltierte D 27, die mich hinaufführt zum Col de Scalella auf 1193 m Höhe. Der Anstieg zum Pass hat es allerdings in sich. Es gibt dort einige steile Abschnitte, die mir den Schweiß aus den Poren treiben. Die gesamte Strecke hinauf zum Pass ist sehr aussichtsreich und schön. Verkehr gibt es kaum hier. Der Blick nach Norden auf den Hauptkamm des Gebirges ist ungetrübt. Lediglich einige Wolkenfetzen vom nächtlichen Gewitter wabern noch um die Felstürme des Monte d'Oro. Punta Migliarello und Monte D'Oro

Entgegen der Darstellung in der Michelinkarte ist die Abfahrt nach Bastelica durchgehend asphaltiert und gut befahrbar. Durch den Wald geht es abwärts. Wenige Kilometer vor Bastelica gibt es nahe des Wasserfalles einen Zeltplatz. Die weitere Abfahrt von Bastelica nach Cauro ist eigentlich keine richtige Abfahrt sondern eher eine Achterbahn. In ständigem Auf und Ab geht es über vier kleinere Sättel auf einsamer Strasse talabwärts.

In Cauro erreiche ich die Route Nationale. Diese Strasse ist zum Glück aber nicht allzu stark befahren. Ich arbeite mich auf aussichtsreicher Strecke über zwei weitere Pässe bis nach Propriano und genieße ungebremst die rauschenden Abfahrten auf der gut ausgebauten breiten Strasse.


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