Extremadura und Portugal

Korkeichen, Hitze und einsame Straßen

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12. Etappe (Freitag 20.06.2003):
Ribeira da Bazágueda - Aldeia de Joćo Pires - Medelim - Zebreira - Segura - Alcántara
(Distanz 90 km, Fahrzeit 6,5 Stunden)

12. Etappe: Ribeira da Bazágueda - Alcántara

Wegen der zu erwartenden Hitze starte ich heute sehr früh. In Aldeia erreiche ich die "Hauptstrasse", die gut asphaltiert ist und kaum Verkehr aufweist. Endlose Dehesas, Korkeichenwälder, begleiten mich in stetigem Auf und Ab. Östlich der Strasse thront weithin sichtbar der Monsanto. Vor Zebreira ändert sich die Szenerie, die Dehesas werden spärlicher, stattdessen dominieren hier Grassteppe und Ginster. Über die karge Landschaft fegt ein frischer Südostwind, der die Temperaturen erträglich macht. In Zebreira mache ich Frühstückspause.

Ich erreiche kurz hinter Segura unten am Rio Erges die spanische Grenze. In einer steilen Schussfahrt geht es abwärts zur 2000 Jahre alten Römerbrücke. Und natürlich geht es auf der anderen Seite des Flusses genauso steil wieder aufwärts! Die Hitze wird wieder grenzwertig.

Über das Hochplateau nähere ich mich Alcántara, dort existiert ein uralter, strategisch sehr bedeutsamer Übergang über den Rio Tajo. Die Römer haben hier vor 2000 Jahren eine imposante Brücke über die Schlucht gebaut, die heute noch so gut wie damals unbeschadet ihre Funktion erfüllt. Dummerweise liegt der Campingplatz auf der Westseite der Schlucht hoch oben auf dem Berg, Alcántara aber liegt genau auf der anderen Seite der Schlucht, ebenfalls oben auf dem Berg. Egal wo ich also hin will, es geht immer stramm und lang bergauf und das alles bei Nachmittagstemperaturen um die 40°C.

Die alte Römerbrücke über den Tajo in Alcántara

Der Campingplatz ist überwiegend mit spanischen Dauercampern belegt, die wenigen Schattenplätze sind alle besetzt. Also mache ich Siesta im Schatten der Bar des Campingplatzes. Die Situation ist nicht so angenehm, dass ich hier unbedingt einen Ruhetag verbringen möchte. Die Brücke ist zwar spektakulär, aber das war's dann auch schon. Alles andere motiviert mich eher dazu, schnell wieder abzuhauen. Die Infrastruktur dieses halbverfallenen Kaffs Alcántara entspricht in keiner Weise der historischen Bedeutung der wunderbaren Brücke.

Nach langer schweißtreibender Suche finde ich immerhin einen Laden, in dem ich Proviant bekomme. Etwas enttäuscht von der Geisterstadt mache ich auf die anstrengende Tour zurück zum Camp. Dort steht die Sonne mittlerweile so tief, dass ich immerhin neben dem Sanitärblock etwas Schatten finde.

Der Campingplatz hat zum Trost einen tollen Pool, in dem ich den Rest des Tages verbringe. Diese Nacht wird allerdings zum Alptraum, es ist die heißeste Nacht der Tour. Ich liege nackt und regungslos im Zelt und schwitze wie in der Sauna. Mit der Landkarte fächere ich mir etwas Luft zu, aber so kann ich natürlich kein Auge zu machen. Irgendwann döse ich schließlich völlig übermüdet weg.


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