Extremadura und Portugal

Korkeichen, Hitze und einsame Straßen

zurück zur 2. Etappe

3. Etappe (Sonntag 08.06.2003):
Embalse de Tenturia - Calera de León - Cabeza la Vaca - Segura de León - Fuentes de León - Canaveral de León - Carboneras - Aracena
(Distanz 67 km, Fahrzeit 5,5 Stunden)

3. Etappe: Embalse de Tenturia - Aracena

Als im Morgengrauen die letzten Radaubrüder vor der Müdigkeit kapitulieren und schließlich einschlafen, rücken auch schon die ersten Angler an: in der Frühe beißt der Fisch wohl besser! Ich kann zwar nicht sagen, dass ich ausgeschlafen bin, aber ich stehe dennoch früh auf, um in der Kühle des Morgens schon mal ein gutes Stück Strecke zurückzulegen. Die heutige Etappe bis Aracena ist landschaftlich äußerst interessant. Hinter Calera führt die Strasse zunächst eine Weile kurvenreich durch die Korkeichenwälder abwärts. Aber irgendwann ist jeder Berg zu Ende, und so geht es auf wenig befahrener Piste im steten Auf und Ab an der Sierra de Tudia entlang. Nach Norden blicke ich weit in die baumlose Ebene der Extremadura hinein, die von Hitze und Trockenheit gelb leuchtet.

Zwischen Fuentes und Canaveral überquere ich die waldreiche Grenze zwischen der Extremadura und Andalusien. Trotz der Höhe von rund 1000m ist es mittlerweile schon wieder sehr heiß. In Canaveral sind erwartungsgemäß die Bürgersteige hochgeklappt, es ist mal wieder Siesta. Ich erwische eine Spanierin, die schnell begreift, dass meine Zunge vor Durst fast in den Kniekehlen hängt. Von ihr bekomme ich einige Liter gut gekühltes Wasser, die mir für die restliche Strecke bis Aracena reichen sollten. Tagsüber habe ich immer drei Liter Wasser "an Bord", die bei den Temperaturen und der dünnen Versorgung hier auch notwendig sind. Leider gibt's in Canaveral wegen der Siesta nichts zu essen. So fahre ich weiter abwärts zum Stausee Embalse de Aracena. Ich habe das Gefühl, in einen geöffneten heißen Backofen hinein zu fahren.

Aracena in der Sierra Morena

Am See will ich rasten und denke mit gemischten Gefühlen an meine übrig gebliebene Brotkruste und das letzte Stück Käse, was in der heißen Packtasche vermutlich schon zerflossen sein wird. Als ich die Brücke über den See erreiche, staune ich nicht schlecht. Nein, das ist keine Fata Morgana: Im Schatten der Bäume rasten etwa 40 Mountainbiker! In dieser gottverlassenen Gegend sind das die ersten Radler, die ich auf dieser Tour überhaupt zu sehen bekomme. Mit "Olla Collega" werde ich lauthals willkommen geheißen, und eh ich weiß was los ist, habe ich auch schon einen großen Teller Spaghetti, Kartoffelsalat, kalten Saft und Melone vor mir stehen! Wow, das ist eindeutig besser als zerlaufener Käse auf trockener Brotkruste! Da lasse ich mich nicht lange bitten und haue ordentlich rein.

Die Jungs vom Radsportclub Huelva sind gerade auf ihrer alljährlich stattfindenden Pfingsttour durch die Sierra Morena unterwegs. Alles ist bestens organisiert. Geheizt wird auf Mountainbikes ohne Gepäck, Begleitfahrzeuge schleppen alles mit, was so ein Radler unterwegs braucht. Einige Reserveräder sind natürlich auch dabei.

Nachdem sich die Truppe gestärkt hat und dabei auch etliche kalte Biere weggezischt hat, geht's bei 40°C weiter den Berg hinauf nach Aracena. Ich allerdings bin pappsatt, mir ist es noch zu heiß zum weiterradeln, stattdessen springe ich in den See. Eine Abkühlung kann man das aber nicht nennen, das Wasser ist fast so warm wie der Käse in meiner Packtasche (aber immerhin riecht es besser!) Um halb fünf wage ich mich wieder in den Sattel. Es ist immer noch heiß, und der Weg ist steil. Ich lasse es locker angehen und bin eineinhalb Stunden später oben in dem weißen Städtchen Aracena.

Der Ort macht auf den ersten Blick einen einladenden und sympathischen Eindruck. Der Campingplatz liegt etwa 4 km südöstlich an der Nationalstrasse in Richtung Sevilla. Zum Glück gibt's dort einige schöne Bäume, die Schatten bieten.


weiter zum Ruhetag