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Montag, 25.07. St. Beat - Col de Menté - Col de Portet d' Aspet - Castillon en Couserans:

Montag, 25.07. St. Beat - Col de Menté - Col de Portet d' Aspet - Castillon en Couserans:

Nach einer ungewöhnlich warmen Nacht ist am Morgen von den Bergen nichts mehr zu sehen. Die dicken Wolken hängen bis tief in das Tal herab. Heute stehen wieder zwei kleinere Pässe auf meinem Tourprogramm. Ob das angesichts des seltsamen Wetters allerdings gut wird, bezweifele ich. Jammern nützt nichts - der Berg ruft!

Gleich hinter dem Ortsausgang geht es stramm aufwärts. Die Auffahrt zum Col de Menté ist durchgängig mit 9 - 10 % Steigung ziemlich steil. Die Strasse ist kaum befahren, in steilen Kurven geht es höher und höher, bis ich irgendwann in den Wolken verschwinde und gar nichts mehr sehe. Die Berge sind vom Nebel verschluckt. Millionen kleiner Wassertropfen kondensieren auf meiner Brille. Nach einer Weile bin ich völlig durchnässt.

Den Abschluss der Westrampe zum 1349m hohen Pass bildet ein Serpentinenpaket, welches kein Ende nehmen will. Im Blindflug schraube ich mich immer höher, ohne zu wissen, wo ich überhaupt genau bin. Plötzlich bin ich oben! Wegen der dicken Suppe ist aber erwartungsgemäß überhaupt nichts von der Bergwelt zu sehen. So bleibt mir nichts anderes übrig, als meine nassen Klamotten zu wechseln und nach einer kurzen Pause die Abfahrt zu starten.

Die Abfahrt ist anspruchsvoll und sehr schön. In engen Kurven windet sich das schmale Sträßchen durch einige kleine Weiler steil abwärts. Zitat aus meinem Tagebuch: "Wenn's irgendwo einen Arsch der Welt gibt, könnte der hier sein." Nach kurzer steiler Abfahrt erreiche ich die Abzweigung zum nächsten Pass, dem Col de Portet d' Aspet.

Roel am Col de Portet d´Aspet

Hier geht es mindestens genauso steil weiter wie zuvor am Col de Menté. Dazu geht ein leichter Nieselregen nieder. Das zuvor am Pass trocken angezogene Trikot ist innerhalb kürzester Zeit wieder völlig durchnässt. Wieder schraube ich mich im Blindflug durch dichten Wald steil aufwärts bis ich schließlich die Passhöhe auf 1069 m Höhe erreiche. Ich muss erneut meine nassen Klamotten wechseln. Eine überdachte Wasserstelle drängt sich für eine Rast geradezu auf. Während ich meine Siesta mache, trudelt unerwartet Roel mit seinem Rad hier oben ein. Er ist ebenfalls auf dem Weg von St. Beat nach Osten. Während wir ausgiebig unsere Erlebnisse vom Vortag austauschen, kommt plötzlich die Sonne zaghaft durch die Wolkenschleier. Nach der langen Rast sind meine Klamotten fast wieder trocken, und die Abfahrt kann starten. Mit gemächlichem Gefälle geht es lange auf guter Piste abwärts. Wir folgen dem lang gezogenen Tal und erreichen Castillon-en-Couserans. Hier trennen sich unsere Wege wieder. Ich möchte morgen noch zwei kleine Bergpässe fahren und bleibe daher in Castillon. Am Nachmittag besorge ich mir Proviant und baue mein Zelt auf dem weitläufigen Zeltplatz am Bach auf. Während es in den Bergen dicht bewölkt ist und unentwegt grummelt, habe ich hier jetzt reichlich Sonne.

Über dem Dorf erhebt sich ein Kalvarienberg mit einer kleinen Kirche. Da die Aussicht von dort oben gut zu sein scheint, unternehme ich einen Abendspaziergang dort hinauf. Mit meiner Flasche Wein im Gepäck stelle ich fest, dass in der kleinen Kirche gerade ein Gitarrenkonzert stattfindet - das passt gut!

Ich geselle mich spontan zu den Zuhörern und erfreue mich an einem stilistisch sehr vielfältigen Abend, angefangen bei Klassik spannen die Musiker den Bogen über moderne Musik bis hin zu Piazolla's Tangomusik. Die schlichte Atmosphäre des kleinen Kirchleins, die Unverkrampftheit der Zuhörer und die tolle Musik hinterlassen bei mir einen prägenden Eindruck. Erst spät komme ich heute zum Zelt zurück.

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