Neuseeland und Australien

Radeln am anderen Ende der Welt, oder was sonst alles in die Hose geht…

Zurück Weiter
vorherige Etappe nächste Etappe

Freitag, 26.03. Kiama - Sydney:

Freitag, 26.03. Kiama - Sydney:

Ich werde vor Sonnenaufgang wach und nutze die Gunst der Stunde. In der Mischlichtsituation der Morgendämmerung mache ich einige Fotos vom angestrahlten Leuchtturm. Die Strecke, die ich heute zunächst fahren will, ist von der übelsten Sorte. Der Highway verläuft vierspurig ohne Randstreifen in Richtung Sydney. Lastwagen donnern haarscharf an mir vorbei. Das ist nichts für schwache Nerven. Aber auch hier gibt es leider keine Alternative.

Nach einigen turbulenten Kilometern kann ich die Horrorpiste endlich in Richtung Shellharbour verlassen. Es wird kurzfristig deutlich ruhiger auf der Strasse, aber ich nähere mich bereits dem ausgedehnten "Speckgürtel" Sydneys und damit einem dichter besiedelten Küstenabschnitt. Je mehr ich mich der Industriestadt Wollongong nähere, umso heftiger wird der Verkehr. Die Streckenführung für Radfahrer ist mehr als abenteuerlich. Teilweise gibt es entlang der vierspurigen Strasse mal einen Radweg auf der linken Seite, mal auf der rechten Seite, dann wieder gar keinen. Der Radweg endet gelegentlich unvermittelt im Nichts. Alles wird begleitet von starkem Verkehr, das macht wenig Spass.

Erst nachdem ich an den rauchenden Schloten der Industrieanlagen von Port Kembla vorbei bin, beginnt ein Radweg, der ohne zu übertreiben das Prädikat "traumhaft" verdient. Himmel und Hölle liegen nicht selten dicht beieinander. Der Radweg verlässt die Horrorstrasse und führt in unmittelbarer Strandnähe ohne Autokontakt durch Dünen und an wunderbaren Surfstränden vorbei. Ich mache einige Stopps und geniesse diesen erstklassigen Weg. Auf diesem Radweg passiere ich Wollongong und radele weiter bis hinauf nach Bulli. Dort erst endet der Weg, und ich komme zurück auf die Strasse.

Der Hafen in Wollongong

Zu meiner Überraschung ist hier kaum Verkehr unterwegs. Kurze Zeit später begreife ich auch warum das so ist. Die einzige Strasse entlang dieses Küstenabschnittes ist zur Zeit wegen Reparaturarbeiten vollständig gesperrt. Ein Durchkommen ist selbst mit Rad schieben nicht möglich, die Baustelle wird bewacht.

So muss ich mein Rad in den Zug verfrachten und ein paar Kilometer von Scarborough bis Coalcliff mit der Bahn zurücklegen, um die Baustelle zu passieren. Das ist gar nicht mal so schlecht, denn ab Coalcliff habe ich die einzige Strasse in Richtung Sydney fast für mich allein. Stanwell Park ist die letzte Ortschaft bevor die Strasse von der Küste steil hinauf führt in den Royal National Park, Australien's ältestem Nationalpark. Dort oben in Otford nutzen zahlreiche Drachenflieger den gleichmässigen Aufwind vor der Küstenflanke und kurven schwerelos durch die Lüfte.

Es folgt ein würdiger Abschluss meiner diesjährigen Australientour. Eine schöne einsame Waldpiste schlängelt sich lange durch den Nationalpark, garniert mit einigen anstrengenden Höhenmetern. Am Abend erreiche ich in Sutherland die Vororte von Sydney. Den Rest der Strecke quer durch die Stadt spare ich mir und setze mich stattdessen mitsamt Rad in die S-Bahn. Eine Stunde später bin ich zurück bei meinen Freunden in Ashfield. Bei einigen kalten Bieren erzählen wir uns lange über die Erlebnisse der vergangenen Wochen.

zurück zum Seitenanfang


Zurück Weiter
vorherige Etappe nächste Etappe