Neuseeland und Australien

Radeln am anderen Ende der Welt, oder was sonst alles in die Hose geht…

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Donnerstag, 18.03. Khancoban - Jindabyne:

Donnerstag, 18.03. Khancoban - Jindabyne:

Nach dem vergangenen anstrengenden Tag schlafe ich wie ein Stein. Um halb sechs stehe ich auf, es wird ein langer Tag werden. Ich verlasse Khancoban in der Frische des frühen Morgen. Doch ich komme gar nicht zum frieren, denn gleich hinter dem Ortsausgang zieht die Strasse steil an der Talflanke empor in die Berge hinauf. Ich lasse mir Zeit dabei, denn ich muss mir die Kräfte einteilen.

Nach einigen strammen Kilometern aufwärts führt die Strasse zunächst wieder ein Stück bergab zur Murray Power Station. In dicken Rohren schiesst das Wasser den Berg hinab und treibt die Turbinen des Kraftwerkes an. Wer Zeit und Musse hat, kann dieses Kraftwerk besichtigen, ich radele jedoch zügig weiter. Direkt hinter dem Kraftwerk beginnt eine wunderschöne Stecke durch dichten Wald. Es geht leicht aber stetig aufwärts, Verkehr gibt es hier kaum. Da macht Radeln doppelt Freude!

Am Ende der langen Steigung erreiche ich Scammells Spur Lookout. Von dieser Plattform öffnet sich der Ausblick auf das Massiv des Mt. Kosziusko sowie die endlosen Wälder um Geehi. Der höchste Berg Australiens ist allerdings selbst nicht sichtbar, sondern wird aus dieser Perspektive von einem der Nebengipfel verdeckt. Überraschenderweise führt die Strasse nun erstmal wieder sieben lange und steile Kilometer durch dichten Wald bergab. Das macht einerseits eine Menge Spass, anderseits verliere ich aber auch wieder etliche Höhenmeter, die ich später wieder hochklettern muss.

Unten angekommen führt die einsame Strasse im dichten Wald achterbahnmässig weiter. Ich erreiche das wunderschöne an einer Lichtung am Fluss gelegene Camp Geehi und mache dort Pause. Der weitere Verlauf der Strecke unterhalb des Mt. Kosziusko ändert sich landschaftlich kaum. Im Kräfte zehrenden Auf und Ab geht es weiter bis zur Grenze nach Victoria, wo die Ländereien der einsamen Farm Tom Groggin den Beginn einer langen und steilen Bergstrecke markieren.

Der Stausee in Khancoban am Fuß der Alpen

Nach zahlreichen Höhenmetern in den Beinen wird es hier richtig ernst. In engen Kurven zieht sich die Strasse auf einer Länge von 20 Kilometern rund 1000 Höhenmeter streckenweise sehr steil empor. Der Leatherbarrel Creek auf halber Strecke bietet mit einem Bach und einer kurzen Abfahrt Gelegenheit zum Entspannen. Der Berg will nicht enden. Spät am Nachmittag erreiche ich endlich die Passhöhe Dead Horse Gap. Ich bin mittlerweile ziemlich erledigt und freue mich darauf, dass es jetzt nur noch bergab geht.

Der Skiort Thredbo ist schnell erreicht. Dort besorge ich mir im Laden erstmal Kaloriennachschub und Wasser, bevor es weiter geht auf die letzten 30 Kilometer des Tages bis Jindabyne. Die Strasse verläuft hier im lang gezogenen Tal überwiegend leicht bergab. Allerdings ist sie gewürzt mit einigen kurzen Gegenanstiegen, die mir am Ende dieses Tages zunehmend schwerer fallen.

Ich begegne zwei Emus und verlasse schliesslich das Tal des Thredbo River. Mit einer unerwartet fiesen Steigung zieht die Strasse hinüber ins benachbarte Tal, mittlerweile kurbele ich nur noch im kleinsten Gang den Berg hinauf. Zur Belohnung wartet dann aber eine der besten Abfahrten, die Australien zu bieten hat: auf einer breit ausgebauten Strasse geht es übersichtlich lang und steil bergab. Hier kann ich es noch mal so richtig krachen lassen. Geduckt rausche ich ungebremst mit 75 Stundenkilometern zu Tale. Diesen Adrenalinkick habe ich mir heute verdient.

Im letzten Licht des Tages erreiche ich Jindabyne. Der Supermarkt ist leider schon geschlossen, so bleibt mir nichts anderes übrig, als mich nach diesem anstrengenden Tag über die kargen Futterreste in der Packtasche her zu machen. Bier gibt's erst morgen wieder...

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